Durch irgendwelche Zufälle stieß ich auf die Website der Planfeststellungsunterlagen des Bahnprojektes Stuttgart-Ulm. Nach eigentlich viel zu langem Stöbern in diesem Dateienhaufen stieß ich neben einigen Plänen und Schnittzeichnungen des neuen Stuttgarter Tiefbahnhofes auch auf mehrere Pläne des Ulmer Bahnhofsgeländes. Da die Unterlagen vor allem aus Scans ausgedruckter Dokumente bestehen - mir tut echt die Person leid, die die ganzen Dokumente nach dem Stempeln wieder einscannen durfte - bastelte ich also erstmal die drei Einzel-Pläne des Ulmer Hauptbahnhofes von Hand zusammen.
Dabei lohnte sich tatsächlich zum ersten Mal meine frisch im Spätherbst angeschafften Computerteile - GIMP belegte bei diesem ~400 Megapixel-Klopper läppische 35 Gigabyte Arbeitsspeicher. (Tipp nebenbei: GIMP ist zwar speicherhungrig dafür aber auch superschnell beim anzeigen von großen Grafik-PDFs etc.!)
Nach ein wenig Zoomerei lassen sich auf diesem Zeitdokument in Grün die Planungen für einen fünften Bahnsteig und eine Überführung über die Bahnsteigsanlagen erkennen. Umgesetzt wurde davon leider nur die Überführung, von einem Ausbau der Haltegleise sah man damals leider ab (mittlerweile ist auch die Absichtserklärung für einen Neubau des Bahnhofsgebäudes ausgelaufen, das bleibt also auch erstmal so wie es ist.) Noch viel spannender fand ich allerdings den Ausschnitt unter meiner Butze. Mir war ja schon von Anfang an bewusst, dass die zwei Tunnel der Neubaustrecke bei mir relativ in der Nähe im Untergrund durchrauschen, aber auf der Karte entdeckte ich dann einen “Verbindungsgang”. Anfangs sah es für mich so aus, als würde der unter dem Haus beginnen und sich dann zur Michelsbergstraße erstrecken - aber höhenmäßig hätte das überhaupt nicht gepasst. Da der Plan etwas unübersichtlich war, kolorierte ich dann die einzelnen Bereiche - und erst währenddessen wurde mir erst die Dimension dieses Systemes bewusst.
Gelb = Straßennetz, Rot = Mühlsteige 4, Wohnort, Grün = Tunnel- und Kellersystem
Im Internet fand sich dazu erstaunlicherweise relativ wenig, aber schlussendlich wurde ich über einen Artikel der Südwestpresse fündig: Die Tunnel und Kavernen dienten früher mal als Bierkeller - damals, als der Michelsberg noch nicht wirklich bebaut war. Mit diesem Zeitrahmen ging es dann ab ins Findbuch des Stadtarchives in Ulm - wo ich wenigstens ein paar alte, gezeichnete Ansichtskarten finden konnte. Weitere Bilder: (1) (2)
Ein paar weitere Ansichtskarten und Pläne etc. liegen wohl noch physisch im Stadtarchiv aber das ist mir dann doch zu uninteressant um mich da persönlich hinzubemühen - spannend wars aber trotzdem, es lebe die Archiv-(Teil-)Digitalisierung! (Oh, ich bemerke gerade, dass die Südwestpresse dasselbe Bild aus dem Stadtarchiv eingebunden hat wie ich, auch egal, es ist halt mal gut :D)