Eines schönen Sonntages - wir schreiben den 29. September 2020, draußen werden schon die ersten Blätter braun hatte ich mal wieder “nichts zu tun” und nutzte deshalb die Zeit für eine kleine Daten-Spielerei. Ein Freund von mir kommt ursprünglich aus Konstanz - und wegen eines Besuches vor ein paar Wochen dort fielen mir auch die Wahlplakate auf. Die Kandidaten sind alle mehr oder weniger parteilos, wer zum Wahl-o-Mat will, hier entlang, zu den Wahlergebnissen gehts hier.
Nun ist also der Wahltag gekommen und wie so häufig gibt es auch gleich eine passende Website für die Schnellmeldungen aus den Wahlräumen. Erstmal freue ich mich, weil mir das Design bekannt vorkommt, es verwendet eine populäre open-source-Bibliothek die ich auch nutze (wie zum Beispiel bei nedud). Doch dann klicke ich ins Impressum und sehe den Namen der Software: “PC-Wahl”. Als kleine Erinnerungsstütze: PC-Wahl wird von vielen Städten, Gemeinden und Ländern für die Auswertung und Übermittlung von Wahlergebnissen verwendet. Doch 2017 wurde von Gutachtern des Chaos Computer Club ein “Totalschaden” bezüglich der Sicherheit konstatiert. (Siehe beim CCC oder spiegel.de)
Bäck to se topikk: Auf der Website der vote-it wurden aber netterweise alle Gemeinden aufgelistet, die die schwachstellenbehaftete Software verwenden. Da ich ein nettes System zur Verarbeitung von Geodaten habe, konnte ich es natürlich nicht lassen, diese Daten irgendwie zu visualisieren. Das Ergebnis kann man hier sehen. Rot eingefärbt sind Gemeinden bzw. Landkreise, die PC-Wahl einsetzen, grün sind die, die nicht vom Hersteller als Nutzer gelistet werden. Die Auflösung erfolgt aktuell auf Gemeinde-Ebene, allerdings dürften die Entscheidungen häufig auf Landkreis-Ebene getroffen werden (gerade für Bundes- oder Landtagswahlen etc., hab aber keine Ahnung, ob die Vermutung tatsächlich stimmt)
Da die Gemeinde-Liste über zehntausend Elemente hat, warne ich vor folgendem Link - der Rechner oder das Handy könnte stark hängen, bei mir ist das auch passiert weil ich die Karte natürlich nicht direkt für solche Datenmengen optimiert habe. Naja, man sieht trotzdem, wie stark unser ländle von dieser einen Software durchdrungen ist (wobei ich nicht weiß, ob die Firma die bemerkten Sicherheitslücken geschlossen hat und ich die Firma umsonst “beschuldige”. Eine interessante Karte bleibt es dann aber in meinen Augen trotzdem).
Spannend ist vor allem, dass vor allem NRW und Niedersachsen PC-Wahl-Hochburgen darstellen während Rheinland-Pfalz bis auf ein paar kleine grüne Pünktchen anderer Software treu bleiben. Ansonsten scheint mir das Werbeversprechen der Firma “zwei Drittel der Wähler nutzen unsere Software” etwas hochgegriffen - die hohe Bevölkerungsdichte in Nordrhein-Westfalen hin oder her. Müsste man mal gegenrechnen, das vielleicht bei einer anderen Gelegenheit. (Falls es wen tatsächlich sehr brennend interessiert, der soll mich konsuliteren, dann mach ich das mehr oder weniger sofort so wie ich mich kenne :)